Bergsteiger sichern sich ab. Solltest Du als Anleger nicht auch eine Sicherung haben?
Gewinne absichern und Verluste begrenzen? Das klingt doch sehr gut, oder? 🙂
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf automatisierte Verkaufsorders. Welche Möglichkeiten gibt es und wann machen diese Helferchen Sinn?
Wenn Du bereits Erfahrungen mit Aktien hast, dann kennst Du das sicher:
- Du hast erste Aktien– und Depotleichen.
- Du verkaufst Aktien zu schnell, weil Du Gewinne sicher haben möchtest.
Beides sind weitverbreitete Anlegerfehler. Zumindestens wird das oft gesagt.
Es ist schon viel wahres dran. Beide Fehler sind mir auch schon öfters passiert.
Von RWE habe ich schon öfters auf dem Blog und in meinem Podcast berichtet.
Ich habe auch noch andere Depotleichen im Keller, aber die sind erstmal noch geheim. 🙂
Ich verkaufe Aktien zu schnell, das ist mir lange so gegangen.
Ich habe oft nach dem Motto agiert: Lieber die Taube in der Hand, als den Spatz auf dem Dach. Kennst du das?
Das war oft ziemlich falsch.
Automatisierte Verkaufsorders setzen genau bei beiden Fehlern an.
Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen, das soll mit automatischen Orders automatisch 🙂 erfolgen.
Der Broker übernimmt für Dich die Arbeit. Er ist ein kostenloser Angestellter Deines Depots. Bei der ING-DIBA* sind diese Leistungen völlig kostenfrei.
Die 3 Arten der automatisierten Verkaufsorder
Die Grundidee ist einfach: Automatisierte Verkaufsorders sollen Dir helfen Deine Emotionen abzuschalten und rationaler vorzugehen.
Lass uns ein Beispiel machen, dann wird es vielleicht klarer.
Du kaufst 100 Aktien à 10 Euro, das ergibt nach Adam Riese 1.000 Euro.
Du möchtest maximal 200 Euro verlieren. Die Aktie darf für Dich also nicht unter 8 Euro fallen. Fällt die Aktie auf 8 Euro, dann hast Du genau 200 Euro verloren.
Transaktionskosten lassen wir unberücksichtigt.
Eine automatisierte Verkaufsorder hilft Dir jetzt das von Anfang an festzulegen und zu automatisieren.
Du kaufst für 10 Euro und setzt direkt beim Kauf eine automatisierte Verkaufsorder.
Die bekannteste Variante ist die gewöhnliche Stop-Loss-Order. Erreicht der Kurs die Marke von 8 Euro, dann erfolgt automatisch ein Verkauf.
Die Order erfolgt „bestens“. Das ist noch ein wichtiges Detail. „Bestens“ heißt nämlich best möglich 🙂 . Also zum nächstmöglichen Kurs.
Befinden wir uns in einem Kursrutsch oder ist der Markt eng, dann kann es sein, dass Du einen deutlich schlechteren Kurs bekommst.
Bei großen Werten aus dem DAX ist das aber eher unwahrscheinlich, aber kann nicht ausgeschloßen werden.
Um dieses Problem zu beheben gibt es noch die Stop-Loss-Limit-Order.
Einziger Unterschied zur Stop-Loss-Order: hier erfolgt der Verkauf nicht bestens, sondern mit einem Limit. Das verhindert bei einem hohen Kursrutsch, dass Du zu einem viel schlechteren Kurs verkaufst. Bei einem sehr starken Kursrutsch kommst Du dann einfach gar nicht zum Zuge.
Beide Limit-Typen sind statisch.
Du setzt die Schwelle fest und fertig. Es erfolgt keine Anpassung nach oben.
Zur Absicherung von Gewinnen sind beide Ordertypen also nicht automatisch geeignet. Du müsstest manuell das Limit nachziehen.
Dieses manuelle nachziehen macht Arbeit. Du musst ja nachschauen, wie sich der Kurs entwickelt.
Diese Arbeit nehmen Dir heutige Direktbanken wie die ING-DIBA* oder Comdirect* ab.
Es gibt hierfür den dritten Typ: die dynamische Stop-Loss-Order oder auch Trailing-Stop-Loss genannt.
Es gibt für Dich einen Unterschied zu den beiden ersten Typen. Das Limit ist dynamisch. Es verschiebt sich nach oben.
Lass uns ein Beispiel machen.
Nehmen wir das alte Zahlenbeispiel.
Du kaufst wieder 100 Aktien à 10 Euro, das ergibt nach Adam Riese wieder 1.000 Euro.
Du möchtest wieder maximal 2 Euro pro Anteilsschein verlieren. Du setzt also einen dynamischen Stop-Loss bei 8 Euro mit dem Abstand von 2 Euro zum aktuellen Kurs, der ja Dein Einstand ist.
Steigt die Aktie nun auf 15 Euro, dann verschiebt sich der Stop-Loss nach oben. Dein Broker hat sich gemerkt, dass Du 2 Euro Abstand eingestellt hast und schwupps ist der neue Stop-Loss bei 13 Euro.
Du hast Dir automatisch ein höheres Gewinnlevel abgesichert. Ohne auch nur einen Finger krumm zu machen.
Cool, oder?
Automatisierte Verkaufsorders als Wunderwaffe?
Kling zu schön um wahr zu sein, oder?
Sind automatisierte Verkaufsorders jetzt eine Wunderwaffe?
Ein Heilmittel gegen die 2 Probleme von Privatanlegern: Verluste nicht zu begrenzen und Gewinne nicht laufen zu lassen?
Es kommt darauf an. Es kommt auf Deine Ziele an. Es kommt auf Deine Mentalität als Anleger an.
Wenn Du breit gestreut und langfristig auf Jahrzente investierst, dann macht ein Stop-Loss eigentlich nicht so viel Sinn.
Warum?
Der Aktienmarkt interessiert sich Nullkommanull für Deinen Stop-Loss.
Aktienpreise bewegen sich in Wellen und können stark schwanken.
Es kann also Mal 15% nach unten gehen und dann explodiert der Markt nach oben.
Werfe heute einen Blick auf den DAX. Sagen wir der DAX ist heute um 2% gefallen. Wurde jetzt eine Korrekturphase eingeleitet?
Das kann Dir niemand sagen. Hier hast Du das zentrale Problem. Wir sehen erst im Nachhinein, wann der Markt gedreht hat.
Selbst während der Finanzkrise war es völlig unklar, ob der Markt weiter fallen wird oder ob er drehen wird.
Dieses drehen siehst Du immer erst im Nachhinein. Drehen heißt ja nicht, dass der Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt nur noch steigt oder fällt. Drehen ist inkonsistent und nur im langfristigen Rückspiegel erkennbar.
Zwischendrin sieht es eher so aus: 2% runter, 4% rauf, 1,5% runter, gleich bleiben, 3% rauf und so weiter.
Eine automatisierte Verkaufsorder hat also das Risiko, dass Du aus dem Markt fliegst und es dann wieder nach oben geht.
Es ist in dem Sinne ein Versuch Market Timing zu unternehmen. Den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg zu finden. Das ist aber sehr schwer möglich.
Anders sieht es aus, wenn Du voll investiert bist, tolle Gewinne hast und Dein Geld bald brauchst. Dann kannst Du es Dir nicht leisten in eine Korrektur zu geraten und Jahre auf eine Erholung zu warten.
Dieses Thema hatte ich in einer Podcast Folge bereits aufgegriffen. Fabian, ein Podcast Hörer, hat 80.000 Euro im Depot und braucht das Geld für sein Studium.
Er kann sich keine Korrektur leisten. Hier ist es ratsam sich zu überlegen, wie Du die Gewinne absichern kannst.
Automatisierte Verkaufsorders sind also auf keinenfall eine Allzweckwaffe, aber sie können in gewissen Situationen Arbeit abnehmen und Emotionen ausschalten.
Es kann eine Hilfe sein.
Was hältst Du von automatisierten Verkaufsorders? Setzt Du welche ein? Lass mich auf jedenfall wissen, ob Du gute oder schlechte Erfahrungen gemacht hast. Oder hast Du vielleicht noch nie Aktien gekauft, aber denkst über Verkaufsorders nach?
Bildquelle: Pixabay, lizensiert unter CC0 1.0
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