FinTechs- Angriff auf die Geschäftsmodelle von Banken, das ist der Titel einer Studie der renommierten Beratungsgesellschaft Horváth & Partners. Fintech Unternehmen sind IT-Unternehmen mit Fokus auf Finanzdienstleistung, die das Ziel haben, das Bankwesen zu revolutionieren. Die Innovation liegt dabei häufig in der stärkeren Kundenorientierung verglichen mit traditionellen Anbietern. Geldbildung hatte kürzlich ein Interview mit Marcel Platz, der die erste Online Finanzberatung auf Honorarbasis gegründet hat.
FinTech: Digitalisierung in der Finanzwirtschaft
Die Studie von Horváth & Partners nennt zwei Stufen des digitalen Wandels in der Finanzwirtschaft. Die erste Stufe ist bereits abgeschloßen und beinhaltet bestehende Produkte online verfügbar zu machen. Durch die höhere Effizienz der Online-Welt können dem Kunden bessere Konditionen angeboten werden. Als klassische Beispiele sind hier Girokonten, Tagesgeld oder Festgeld zu nennen. Dies sind einfache, leicht vergleichbare und transparente Produkte.
Die zweite Stufe der Digitalisierung in der Finanzwirtschaft beschreibt die Studie als deutlich revolutionärer. Diese beinhaltet die Verwendung der Informationstechnologie, um bestehende Arten von Finanzdienstleistungen in völlig anderer Art anzubieten. Diese Angebote weisen folgende Merkmale auf: Hohe Userfreundlichkeit, sehr leicht zu bedienen und vollautomatisiert. Die Produkte sind ferner sehr transparent und kostengünstig. Als Beispiel könnte hier die Firma Kreditech dienen. Diese hat eine neue Scoring Technologie entwickelt, um Kleinkredite an Privatpersonen in Länder zu vergeben, in denen es keine umfangreiche Erfassung der Kreditwürdigkeit gibt. Die Einschätzung der Kreditwürdigkeit erfolgt dabei auf Basis von Datenpunkten wie Facebook- oder Linkedin Profile.
Die linksstehende Grafik ist aus der Studie von Horváth & Partners und zeigt die Erträge im Privatkundensegment im Jahr 2012 in Mrd. EUR. Zusätzlich ist in der rechten Spalte die korrespondierende FinTech-Leistung ersichtlich. Als Beispiel: Privatkonten und automatisierte Vermögensverwaltung bedrohen das Einlagengeschäft der traditionellen Banken.
Auxmoney als Beispiel
Auxmoney positioniert sich als Alternative zur Bank bei der Beschaffung eines Kredits und als Anlagemöglichkeit für Privatanleger. Ohne die Zwischenschaltung einer Bank können Privatanleger in Kredite Dritter investieren. In der „alten Welt“ hat Kunde A eine Einlage bei der Bank einbezahlt und die Bank konnte dann einen Teil der Anlage an Kunde B in Form eines Kredites (z.B. Dispositionskredit) ausleihen. Die Bank hat an der Zinsdifferenz zwischen Einlagen- und Kreditzins ihre Marge verdient.
Ausblick
Ich bin mir sicher, dass der digitale Wandel die Finanzindustrie vollumfänglich erfassen wird wie es bei anderen Branchen bereits der Fall ist. Erste spannende und innovative Unternehmen deuten die Richtung bereits an. Die Zeit wird es zeigen, welche Firmen und welche Geschäftsmodelle von den Kunden am besten angenommen werden. Die Commerzank hat kürzlich mit der Gründung des Main Incubator gezeigt, dass sie als Großbank den Trend ernst nehmen. Dieser neu gegründete Inkubator beteiligt sich mit Wagniskapital an Firmen im FinTech Bereich.
Bildquelle: Pixabay, lizensiert unter CC0 1.0 und Marktanalyse Horváth & Partners