Die Bankenstürmer, so titelte das Manager-Magazin im Januar 2014 über FinTech Unternehmen. Dies sind IT-Unternehmen mit dem Fokus auf Bank- und Finanzdienstleistungen, die die traditionellen Geschäftsmodelle der Banken angreifen. Geldbildung konnte hierzu Dr. Yassin Hankir als Interview Partner gewinnen. Dr. Yassin Hankir ist gemeinsam mit Dr. Thomas Bloch und Dr. Oliver Vins Vorstand und Gründer der vaamo Finanz AG, einem Frankfurter FinTech-Startup, das die Geldanlage für Privatanleger am Kapitalmarkt stark vereinfachen will. Wir sprechen unter anderem über die Idee zur Gründung von vaamo, den FinTech Markt in Deutschland und über die Bedeutung von finanzieller Bildung.
Geldbildung: Hallo Herr Hankir, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben für ein Interview bei Geldbildung. Herzlich Willkommen.
Yassin Hankir: Sehr gerne. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Geldbildung: Herr Hankir, was machen Sie mit der vaamo Finanz AG genau und wie sind Sie auf die Idee der Gründung der Gesellschaft gekommen?
Yassin Hankir: vaamo macht die Geldanlage am Kapitalmarkt so einfach wie ein Tagesgeldkonto. Wir ermöglichen es Jedermann, seine persönlichen finanziellen Ziele in drei ganz einfachen Schritten zu planen und zu erreichen. Auf dem Weg zum Ziel unterstützen wir durch tagesaktuelle Meldungen zum Status der Sparziele und der zukunftsgerichteten Aussage, ob diese Ziele auch tatsächlich erreicht werden oder Anpassungsbedarf besteht. Mit vaamo wollen wir das Problem der Nullzinsen für deutsche Privatanleger lösen, indem wir ihnen mit Hilfe einer wissenschaftlich fundierten Anlagestrategie eine attraktive Rendite zu ausgewogenem Risiko bieten.
Auf die vaamo-Idee kamen wir durch unsere alten Jobs als Strategieberater für Banken und Investmentbanker. Wir haben täglich selbst miterlebt welche Interessenkonflikte traditionelle Banken und Finanzdienstleister in der provisionsbasierten Anlageberatung haben und wie schwer sie sich deshalb tun, konsequent aus der Perspektive ihrer Kunden zu denken und deren Interessen in den Mittelpunkt zu stellen.
Zudem lassen 87 Prozent der Deutschen ihr Geld derzeit lieber auf nahezu unverzinsten Konten liegen, anstatt es gewinnbringend am Kapitalmarkt anzulegen. Das ist unsere Motivation zu sagen, das können wir besser machen und so ein wichtiges Kundenproblem lösen.
Geldbildung: Aus der Sicht von Geldbildung spielen die Gebühren bei der langfristigen Performance der eigenen Geldanlage eine wesentliche Rolle. Dies ist gerade bei dem „alten Modell“, der überwiegend provisionsorientierten Beratung, kritisch zu sehen. Wie haben Sie dies bei vaamo gelöst?
Yassin Hankir: Der wichtigen Bedeutung der Kosten für den Anlageerfolg kann ich voll und ganz zustimmen. Erst kürzlich hat die Fondsratingagentur Morningstar bestätigt, dass die Kosten eines Fonds der wichtigste Indikator für dessen erwartete Rendite sind. Aus diesem Grund setzt vaamo auf niedrige und vor allem transparente Kostenstrukturen. Unsere Kunden zahlen eine Servicepauschale in Höhe von 0,49 bis 1,19 Prozent pro Jahr bezogen auf ihren durchschnittlichen Anlagebetrag. Darin sind bereits alle Kosten für Depotführung, Transaktionen und Kundenservice enthalten. Die internen Fondsgebühren betragen im Schnitt lediglich 0,40% pro Jahr, da die von vaamo eingesetzten Dimensional-Fonds weder Vertriebs- noch Bestandsprovisionen zahlen. Damit sparen wir unseren Kunden nicht nur hohe Gebühren, sondern lösen zudem die Fehlanreize traditioneller Banken und Finanzdienstleister auf, die von den Provisionszahlungen der Produktanbieter abhängig sind.
Geldbildung: Wie beurteilen Sie den FinTech Markt in Deutschland? In den letzten Monaten sind viele neue Finanz-Startups an den Start gegangen, denken Sie die traditionellen Banken werden in der Zukunft stärker unter Druck geraten oder sehen Sie das ganze eher komplementär?
Yassin Hankir: Aktuell sind FinTech-Startups und Banken eher aufeinander angewiesen, anstatt mit harten Bandagen gegeneinander zu kämpfen. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei Finanzdienstleistungen um einen sehr stark regulierten Markt handelt und es für Startups weder kurzfristig praktikabel noch rentabel ist, die benötigten Lizenzen selbst zu erwerben. Deshalb konzentrieren sich die meisten FinTech-Startups eher auf ein innovatives Benutzererlebnis und nutzen zur Abwicklung traditionelle Banken als Kooperationspartner.
Banken auf der anderen Seite beobachten den FinTech-Markt sehr genau, um Innovation zu lernen. Es ist also eher ein mit- als ein gegeneinander. Ob das auf Dauer allerdings so bleiben wird, darf bezweifelt werden. Spätestens wenn einige FinTech-Unternehmen signifikanten Markterfolg erzielen, werden Banken die neue Konkurrenz ernster nehmen. Für erfolgreiche FinTechs wird sich ab einer gewissen Unternehmensgröße die Frage stellen, ob es nicht doch wirtschaftlich Sinn macht eigene Lizenzen zu erwerben und die Abwicklung selbst zu übernehmen. Gleichermaßen wird sich dann für Banken die Frage stellen, ob Übernahmen erfolgreicher FinTechs sinnvoller sind als die Innovation im eigenen Konzern umzusetzen. Bis dahin wird es aber sicherlich noch ein paar Jahre dauern.
Geldbildung: Wie beurteilen Sie den Status quo der Finanzbildung in Deutschland und ist aus Ihrer Sicht finanzielle Bildung wichtig?
Yassin Hankir: Ohne es abwertend zu meinen, kann die Finanzbildung in Deutschland getrost als mangelhaft bezeichnet werden. Genau diese Schulnote bescheinigte auch boerse.ARD.de im Sommer 2014 den Deutschen. Die Ursachen hierfür sind zweigeteilt. Zum einen wird Finanzbildung in deutschen Schulen leider nach wie vor sehr stiefmütterlich behandelt. Zum anderen haben aber auch die traditionellen Banken und Finanzdienstleister ihren Teil dazu beigetragen, das Thema „Geldanlage“ für Privatkunden unnötig zu verkomplizieren. Das schreckt die Kunden ab, sich damit auseinanderzusetzen.
Dabei ist Finanzbildung extrem wichtig. Wissenschaftliche Studien z.B. der Goethe-Universität Frankfurt zeigen, dass Privatanleger mit einer besseren Finanzbildung höhere Rendite erzielen. Genau hier setzen wir mit vaamo an. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Finanzbildung in Deutschland zu verbessern indem wir die Geldanlage signifikant vereinfachen. Unsere Kunden müssen eben kein Finanzexperte sein, um zu verstehen wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen. Durch die Vereinfachung wollen wir diese, aus Kundensicht wichtigste, Barriere der privaten Geldanlage einreißen.
Geldbildung: Haben Sie ein Lieblingszitat?
Yassin Hankir: Da gibt es sicher mehrere, aber um im Kontext der Innovation der privaten Geldanlage zu bleiben, fällt meine Wahl auf: „Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen.“ – von Henry Ford.
Geldbildung: Was sind drei Bücher (thematisch: Börse, Kapitalmarkt, Vermögensbildung in Eigenregie), die Sie meinen Lesern empfehlen können?
Yassin Hankir: Zum Einstieg eignen sich insbesondere die Lektüre von „Genial einfach investieren: Mehr müssen Sie nicht wissen – das aber unbedingt!“ von Prof. Martin Weber sowie das Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen“ von Gerd Kommer. Für alle FinTech-Fans ist das Werk von Moven-Gründer Brett King „Breaking Banks: Weshalb Banken der Vergangenheit angehören – und wer in Zukunft unser Geld verwaltet“ absolut lesenswert.
Geldbildung: Herr Hankir, besten Dank für das interessante Interview. Eine letzte Frage, wie können meine Leser Sie am besten erreichen?
Yassin Hankir: Am besten über unsere Webseite www.vaamo.de, per eMail an service@vaamo.de, via Twitter an @TeamVaamo oder per Telefon unter 069 – 3807 6632. Wir freuen uns immer über Anregungen und Feedback.
Foto: vaamo Finanz AG, www.vaamo.de