Willst Du Dein Geld sicher und gut verzinst anlegen? Gibt es risikofreie Anlagen überhaupt? Das sind Fragen, die sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld viele Anleger stellen. Die perfekte Kapitalanlage sollte am besten liquide, sehr sicher und hoch rentabel sein. Doch ist das realistisch?
Was ist Risiko eigentlich?
Unter einem Risiko wird im Allgemeinen die Volatilität, das heißt die Schwankungsbreite des Preises der Anlage, verstanden. Je höher diese Schwankungsbreite ist, desto höher das Risiko der Anlage.
Sind alle Risiken gleich sichtbar?
Sichtbarkeit bedeutet: Wie leicht kann man den Preis der Anlage feststellen und damit die Wertentwicklung verfolgen. Bei Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder Investmentfonds ist dies – ausreichend Handelsvolumen vorausgesetzt – sehr einfach möglich. Es genügt ein Blick ins Depot und man hat den Preis des jeweiligen Wertpapiers. Sichtbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung, um Volatitlität „sehen“ zu können und damit Risken einschätzen zu können.
Was ist eine Anlageform, bei der die Preisfeststellung schwierig und damit die Schwankungsbreite nur schwer identifizierbar ist?
Stell Dir vor: Du hast ein wertvolles Bild, das es nur einmal auf der Welt gibt. Wieviel ist es wert? Es gibt kein vergleichbares Bild, es ist einzigartig! Wenn Du den Wert ermitteln möchtest, dann könntest Du ein Gutachten in Auftrag geben, aber wird dieser Wert auch der exakte Preis sein, den Du bei einem Verkauf erzielen könntest? Man weiß es nicht. Den genauen Preis kennst Du nur bei einem Verkauf. Die Sichtbarkeit der Wertentwicklung ist damit ziemlich intransparent und damit ist auch das mit der Anlage verbundene Risiko undurchsichtig, da die Volatilität unsichtbar oder schwer messbar ist.
Sind Immobilien eine sichere Anlage?
Bei Immobilien ist die Preisfeststellung ebenfalls nur zum Transaktionszeitpunkt möglich. Das heißt: Wenn Du die Immobilie kaufst oder verkaufst, dann hast Du einen realisierten Wert und damit einen Preis. Zu jedem anderen Zeitpunkt hat man eine persönliche Wertvorstellung, die sich am jeweiligen regionalen Immobilienmarkt orientiert. Was ist der durchschnittliche Quadratmeterpreis in einem bestimmten Stadtteil? Für wieviel werden vergleichbare Immobilien (ähnliche Größe, Lage, Ausstattung) gehandelt?
Welcher exakte Wert für die Immobilie realisiert werden kann und damit zum tatsächlichen Preis wird, weißt Du immer erst zum Transaktionszeitpunkt (Kauf/Verkauf). Das ist für mich ein Klassiker, warum so viele Leute Immobilien als absolut krisensicher und als Betongold ansehen. Man sieht nicht täglich, was das Haus oder die Wohnung wert ist. Man kann sich in absoluter Sicherheit wägen, da es keine Preisschwankung gibt, da man keine genauen Preise kennt.
In tollen Lagen und wenn man zu vernünftigen Preisen eingestiegen ist, mag eine Immobilie eine vernünftige Kapitalanlage sein, aber per se unterliegt eine Immobilie ebenfalls Preisschwankungen in beide Richtungen. Diese sind jedoch eben nicht täglich ersichtlich, da es keine transparente Preisfeststellung wie bei Aktien gibt.
Welches Risiko gibt es generell?
Ein weiteres Risiko, das alle Anlagen trifft, ist das Inflationsrisiko. Das heißt, was bekommst Du noch für eine Geldeinheit? Das Inflationsrisiko ist ein extrem verstecktes Risiko, da es gar keine Sichtbarkeit hat. Hast Du beispielsweise 10`000 EUR auf Deinem Sparbuch und bekommst aktuell 0% Zinsen (leider Realität), dann bleibt jedes Jahr 10`000 EUR nominal eingelockt. Der Preis/Wert dieser Anlage schwankt also gar nicht, er ist stabil, keine Volatilität, kein Risiko? Es kommt darauf an, man hat eben keine sichtbaren Risiken. Wenn Du aber mit einer Inflation von sagen wir 2% rechnest, dann hast Du nach 10 Jahren real nur noch 8`000 EUR auf Deinem Sparbuch. Man sieht es eben aber nicht und das ist das Trügerische und die schleichende Gefahr des Inflationsrisikos.
Gibt es nun sichere und damit risikofreie Geldanlagen?
„Nur zwei Dinge auf dieser Welt sind uns sicher: Der Tod und die Steuer“
Benjamin Franklin
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