Gerald Hörhan ist Unternehmer, Investor, Speaker, Buchautor und Investmentbanker. Er hat in Harvard studiert, als Investmentbanker für die US-Bank JP Morgan Chase und als Unternehmensberater für McKinsey gearbeitet. Er ist Gesellschafter und Vorstand der Pallas Capital Holding AG, einer österreichischen Corporate Finance Boutique und besitzt knapp 200 Wohneinheiten. Er ist ferner Gründer der Investment Punk Academy, einem IT-Startup, das sich auf die Vermittlung von ökonomischer Bildung konzentriert.
Geldbildung: Hallo Herr Hörhan, besten Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben für dieses Interview hier im Hotel am Schlossgarten in Stuttgart. Um ehrlich zu sein, ich habe keine so edle Location als Treffpunkt erwartet. Haben Sie Discount Hotels den Rücken gekehrt? 🙂
Gerald Hörhan: Nein, das ist ganz einfach! Ich muss nacher vom Hauptbahnhof Stuttgart nach Karlsruhe fahren und das ist das effizienteste. Ich bin im Aufsichtsrat einer großen Discount Hotelkette, wo ich normalerweise in einem der Hotels der Hotelkette übernachte. Dort mache ich auch sehr viele Termine.
Geldbildung: Sie sagen regelmäßig, dass Sie sehr an der Anlageklasse Immobilien interessiert sind, wie sehen Sie die aktuellen Bewertungen am Immobilienmarkt?
Gerald Hörhan: Derzeit sind Immobilien – wohlgemerkt in Österreich und Deutschland – sehr teuer. Die Preise sind in Metropollagen, also den sieben großen Regionen: Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und auch in Sekundärlagen wie Nürnberg, Heidelberg, Karlsruhe, und Freiburg massiv gestiegen. In den letzten 5 Jahren um etwa 50 – 100%, während die Mieten nur um etwa 10% gestiegen sind.
Geldbildung: Kann man bereits von einer Blase sprechen?
Gerald Hörhan: Zwei Punkte sind entscheidend. Nr. 1: Der Preisanstieg ist getrieben durch niedrige Zinsen und Inflationsangst. Nr. 2: Am politischen Horizont sind Negativentwicklungen zu sehen, unter anderem die Mietpreisbremse und dass der Makler künftig durch den Vermieter bezahlt werden soll.
Das bedeutet es gibt keine rationalen Gründe für diese extreme Preisentwicklung. Dinge, die weit ab von einer wirtschaftlichen Realität sind, führen meistens zu einer Korrektur. Abgesehen von Luxusimmobilien, die ein Spezialmarkt sind, muss bei normalen Immobilien, die Immobilie einen Ertrag abwerfen. Wenn der Ertrag zu gering ist bzw. die Immobilie keinen Ertrag mehr abwirft – unter Berücksichtigung von Verwaltungskosten, Reparaturkosten und allem anderen – dann ist das langfristig nicht haltbar.
Geldbildung: Sie sind stark auf den Kauf kleiner Wohnungen fokussiert, was sind hierbei die Vorteile?
Gerald Hörhan: Kleine Wohnungen haben zwei Vorteile. Nr. 1: Die Mietrendite ist höher, das heißt das Verhältnis Nettomiete zum Kaufpreis ist höher. Nr. 2: Kleine Wohnungen sind leichter zu vermieten, weil es mehr arme als reiche Leute gibt. Es gibt zu wenige 1-Zimmer-Wohnungen auf dem Markt. Viele Neubauwohnungen werden im Luxussegment oder familiengerecht gebaut, aber es gibt immer mehr Singles, die alleine wohnen. Dieser Markt steigt am stärksten und es gibt eben mehr arme als reiche Leute. Arme Leute mieten tendentiell, reiche Leute kaufen tendentiell.
Geldbildung: Die Argumente sind schlüssig. Kleine Wohnungen kann man leichter in jeder Marktphase vermieten und Personen, die sich eine Miete von >1´000 Euro leisten können, neigen vielleicht eher dazu, die Wohnung direkt zu kaufen.
Gerald Hörhan: Selbst wenn sie sich den Frankfurter Mietpreisspiegel ansehen, dann sehen sie, dass kleine Wohnungen einen Mietpreisspiegel von 12 – 13 Euro pro m² haben und große lediglich einen von 8 – 9 Euro pro m². Sie sehen also, dass selbst der offizielle Mietpreisspiegel klar widerspiegelt, dass kleine Wohnungen einen höheren Quadratmeterpreis haben als große Wohnungen.
Geldbildung: Wie weit sind Sie bei ihrem Ziel 200 Wohnungen zu besitzen?
Gerald Hörhan: Wir sind nahe daran, aber aktuell ist der Markt zu teuer. Wir kaufen nur dann, wenn es Sinn macht, sonst investiere ich das Geld in andere Bereiche. Ich habe jetzt mein eigenes Internet Startup, die Investment Punk Academy, wo wir neben den bisherigen Offline Seminaren zu wirtschaftlichen Themen diese nun online anbieten werden.
Themen zu denen wir Kurse anbieten werden sind zum Beispiel: Wie kaufe ich eine Wohnung, wie beteilige ich mich an einer Firma, wie lese ich eine Bilanz oder wie werde ich finanziell unabhängig . Die Investment Punk Academy erfordert gewisse Startup Investitionen, die ich aus meiner eigenen Kasse tätige.
Geldbildung: Haben Sie dementsprechend keine weiteren Investoren mit an Board?
Gerald Hörhan: Die Investment Punk Academy mache ich selbst und die Immobilien habe ich teilweise mit einem Partner, teilweise alleine und bei anderen Firmenbeteiligungen ist es verschieden.
Geldbildung: Sie sind auch bekannt für die Finanzirrtümer der Mittelschicht, welche sind diese?
Gerald Hörhan: Eigenheim auf Pump in der Pampa, Konsumschulden, investieren ohne eine Ahnung zu haben, zu glauben ein Angestellten Job ist sicher, Scheidung (das ist das teuerste, Scheidung macht die Scheidungsanwälte reich und die Leute arm und krank) und der sechste Finanzirrtum ist das Thema „Digital Illiteracy“. „Digital Illiteracy“ bedeutet das Unverständnis für die Funktionsweise der New Economy. Wer die ersten vier nicht macht ist unter den Top 5% der Bevölkerung, wer zusätzlich eine Scheidung vermeidet unter den Top 2% der Bevölkerung und wer sich zusätzlich mit der New Economy auskennt, ist meistens Millionär.
Geldbildung: Was glauben Sie sind die Gründe, dass so viele diese Irrtümer begehen?
Gerald Hörhan: Den Leuten wird von Freunden, Bekannten, Eltern, Schule und Universität dies gelehrt und gesellschaftlicher Druck aufgebaut. Das macht man halt so, es wird den Leuten so beigebracht. Es wird den Leuten nicht erzählt, das es wirtschaftlich sinnlos ist. Der Staat zeigt heute, dass man dauerhaft mehr ausgeben kann, als man einnimmt und es zeigen Freunde und Bekannte, dass Schulden für Konsumausgaben normal sind.
Geldbildung: Glauben Sie auch, dass der soziale Druck eine große Rolle spielt, da wenn man selbst ein Haus auf Kredit gekauft hat, dann möchte man keinen Gegenwind im Umfeld für diese Art der Entscheidung erhalten. Die Entscheidung soll im Umfeld schließlich als gut befunden werden.
Gerald Hörhan: Natürlich! Ich habe gestern in St. Gallen einen Vortrag gehalten. Ein durchaus legitimes Argument für ein Eigenheim kam von den Studenten: Gesellschaftliche Repräsentanz. Ich sage immer gesellschaftliche Repräsentanz ist nett, aber dann sollte man zumindest 20 Millionen Euro Nettovermögen haben. Dann kann ich sagen, ich leiste mir etwas, für 3 Millionen Euro ein Eigenheim, das sehr viel Kapital bindet und nur wenn ich es geschickt mache langfristig einen Nullertrag erwirtschaftet.
Geldbildung: Ab welchem Vermögen ist aus Ihrer Sicht dann ein Haus für 300´000 – 400´000 Euro „angemessen“. Ab 3 – 4 Millionen Euro Vermögen?
Gerald Hörhan: Bei einem Vermögen von 3 – 4 Millionen Euro ist das Haus für diesen Preis nicht standesgemäß. Sie wollen nicht in einer Hütte in der Pampa leben, wenn Sie 4 Millionen Euro Vermögen haben.
Geldbildung: Also ist das ein konstruierter Fall, der in der Realität nicht gegeben sein wird?
Gerald Hörhan: Es macht keinen Sinn. In Wirklichkeit ist das Eigenheim ein Luxusgut, das man sich dann leisten kann – wie einen Lamborghini. Das muss man locker aus Eigenkapital bezahlen können. Ein Eigenheim auf Pump in der Pampa um 300´000 – 400´000 Euro ist kein Luxusgut. Bei einem Eigenheim in der Pampa haben sie noch einen Nachteil: Sie verlieren absolut Geld. Wenn sie in Stuttgart am Killesberg eine Villa bauen, dann werden sie auf die Immobilie zwar keinen Ertrag haben, aber eine Wertsteigerung und die laufenden Betriebskosten und Instandhaltungskosten werden ungefähr die Wertsteigerung pari halten. Sie binden viel Kapital, haben steuerlich negative Effekte und sie verdienen langfristig kein Geld ,verlieren aber auch keines. Wenn sie ein Eigenheim auf Pump in der Pampa kaufen, dann verlieren sie langfristig viel Geld, weil die Immobilie am Land deutlich weniger wert wird.
Geldbildung: Wegen der Demografie?
Gerald Hörhan: Demografie, Verkehrsanbindung, Kosten der Mobilität, Änderungen des Lifestyles, immer mehr Singles, die Leute ziehen in die Metropolen. Das ist keine Frage!
Geldbildung: Was war Ihr größter beruflicher Erfolg, gab es einen Zeitpunkt in ihrer Karriere wo sie gesagt haben, „wow“ jetzt habe ich es geschafft. War das der Zeitpunkt, wo Sie die erste Millionen verdient haben?
Gerald Hörhan: Eine Millionen zu verdienen ist zwar ein Erfolg, aber es war noch kein Gefühl à la ich habe es geschafft. Mit einer Million hat man es noch nicht geschafft. Ich habe heute deutlich mehr, müsste heute nicht mehr arbeiten, aber habe deutlich mehr vor. Es gab sicherlich einige Meilensteine: Den Kauf der ersten Wohnung, den Kauf der ersten 10 Wohnungen in Frankfurt, die Gründung der Pallas Capital Holding AG. Die Pallas Capital Holding AG habe ich mit einem Partner gegründet mit dem Ziel eine der führenden Corporate Finance Boutiquen Österreichs aufzubauen. Dieses Ziel haben wir weitgehend erreicht.
Mein erstes Buch, mein erster Fernsehauftritt, jetzt der Start meines Online Startups. Es gibt immer wieder Meilensteine. Ein Meilenstein war auch, dass ich mich entschieden habe, einen persönlichen Fitness Trainer zu nehmen und laufen zu gehen, damit ich nicht verfette und körperlich verfalle, sondern auch noch in 50 Jahren gute Geschäfte machen kann. Ich bin von Natur aus kein Sportler, aber die Disziplin dafür muss man aufbringen um erfolgreich zu sein.
Geldbildung: Aber es gab jetzt nicht einen ganz konkreten Moment/Zeitpunkt?
Gerald Hörhan: Doch es gab eine Sache. Ich hatte einmal den Auftrag in Amerika für jemanden ein Problem zu lösen und dann die amerikanische Börsenaufsicht verklagt und gewonnen.
Geldbildung: Wenn man so viel Erfolg hat, gab es dann auch Niederlagen?
Gerald Hörhan: Es gab regelmäßig Niederlagen, aber keine davon lethal. Jedes Geschäft geht hinauf und hinunter. Es gibt Jahre da steht mir das Geld zu allen Ohren hinaus und es gibt Jahre, da ist das Geschäft eher dürftig. Wir verdienen zwar trotzdem Geld, weil wir niedrige Kosten haben, aber solche Jahre sind nicht angenehm, weil dann natürlich wichtige Mitarbeiter nicht zufrieden sind und man sich ärgern muss. Genauso wie der Immobilienmarkt Wellen hat, passiert das mit jedem Geschäft.
Geldbildung: Was passiert dann, wenn Sie sich in einer solchen Welle nach unten befinden. Vertrauen Sie auf Ihr bewährtes Geschäftsmodell oder wie gehen Sie dann vor?
Gerald Hörhan: Sie müssen in einer solchen Phase folgendes machen: Probleme angehen und lösen und entsprechend das Steuerruder ruhig in der Hand halten und schauen, dass sie wieder mehr Geschäft machen. Dadurch, dass wir finanziell sehr gut aufgestellt sind, das heißt keine Konsumschulden, niedrige Fixkosten und hohe Cash Reserven haben, sind die Dinge nicht so hart wie bei anderen. Wenn Sie Konsumschulden und hohe Fixkosten haben und dann weniger Einkünfte erzielen, dann machen sie einen Verlust und die Bank wird nervös. Wenn sie trotz allen Widrigkeiten einen Gewinn machen, dann nicht. Sie haben dann zwar einen persönlichen Misserfolg, aber keine existentielle Bedrohung.
Geldbildung: Man hat dann den Leverage Effekt nach unten nicht und kann die Krise letztlich aussitzen?
Gerald Hörhan: Sie können es aussitzen, aber es macht natürlich keine Freude. Ich habe die nötigen Mittel dazu, weil ich eben kein Eigenheim mit 3 Millionen Euro Schulden habe, keine Yacht, meine Autos sind bezahlt. Was soll kommen? Ich habe Cash Reserven und eine gewisse Menge Geld verdiene ich schon immer. Und auf die Ups und Downs die jedes Geschäft hat, bin ich gut vorbereitet.
Geldbildung: Es gibt doch schlimmeres! 🙂 Was war das beste Investment, das Sie jemals getätigt haben?
Gerald Hörhan: Das beste Investment waren sicherlich die Immobilien. In Summe skalierbar, steuerlich effizient und zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen. Wir haben 2006 begonnen zu kaufen und 2011 haben wir den Höhepunkt erreicht, wo wir am meisten zugekauft haben. 2012 haben wir bereits weniger neue Objekte zugekauft. 2013 nochmals deutlich weniger und 2014 nur mehr wenige Wohnungen aus Spezialsituationen.
Geldbildung: Gibt es aus Ihrer Sicht ein Erfolgsgeheimnis? War es Ihr Durchhaltevermögen, Ihr mathematisches Verständnis oder Ihre exzellente Ausbildung?
Gerald Hörhan: Nein, das sind mehrere Dinge. Man muss sich klare Ziele setzen. Sie müssen wissen, was sie wollen. Das habe ich immer klar gewusst. Ich wollte an die Spitze und das sind die Ziele, wo ich in 10 Jahren sein wollte. Ferner ist harte Arbeit und Disziplin in der Umsetzung sehr wichtig.
Hier eine kurze Anekdote: Wenn sie sagen, sie wollen fit bleiben, das nehmen sich ja viele Leute zum Jahresende vor und trotzdem haben im Februar dann 80% wieder aufgehört. Zu mühsam, zu schwierig, Wetter zu kalt, zu heiß, Luft zu dünn oder zu dick. Disziplin der Umsetzung ist sehr wichtig.
Sie müssen Handschlagqualitäten haben, sie müssen Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die einen Wert stiften und sie müssen sorgsam mit ihren finanziellen Ressourcen umgehen.
Geldbildung: Durchhaltevermögen hört man ja öfters von sehr erfolgreichen Personen, scheint wirklich eine Kernkomponente von Erfolg zu sein?
Gerald Hörhan: Ja sicher! Sie müssen in der Lage sein, Dinge durchzuziehen und umzusetzen. Umsetzung der Entscheidungsstärke.
Geldbildung: Also kein zögern und zaudern?
Gerald Hörhan: Sie müssen eine Entscheidung treffen, so oder so! Was heute auch nicht unwichtig ist, ist das Thema „Digital Literacy“. Sie sollten die New Economy nicht ignorieren, sondern die Chancen, die sich bieten, nützen.
Geldbildung: Die meisten Menschen können doch ein iPhone bedienen!
Gerald Hörhan: Schauen sie, die New Economy hat zwei Teile: Der eine Teil ist der Konsumenten Bereich. Dieser umfasst auf Facebook Bilder raufladen, ein Buch auf Amazon kaufen oder Schuhe bei Zalando bestellen.
Diese Anbieter haben aber auch eine Business Seite. Wenn sie der Buchverleger sind, der Bücher verkauft oder als Produzent Kleidung herstellen, dann stellen sich andere Fragen. Wie generieren sie eine eigene Fan Gemeinde mit der sie dann Geld verdienen können, wie verbessern sie Platzierungen etc.! Das sind die Chancen, die die New Economy bietet. Ich war zwei Wochen in Amerika im Silicon Valley auf vielen Konferenzen und Vorträgen und dort haben Kinderärzte und Rechtsanwälte 50% des Geschäfts durch Online Anfragen erzielt, da sie gut positioniert sind. Handwerker, Kinderärzte, Rechtsanwälte. Ein Kinderarzt hat auf Instagram Fotos von Kindern gepostet, teilweise 30´000 Likes. Ein Kinderarzt!
Geldbildung: Gerade der Mittelstand, Notare oder Rechtsanwälte haben ja teilweise noch relativ unprofessionelle Websites.
Gerald Hörhan: Genau, grottenschlechte Websites. Es wird ein paar Leute geben, die das für sich nutzen und die werden zu den Gewinnern gehören. Die werden mehr Geschäft machen und mehr Marktwert haben. Wenn heute jemand sagt „Rechtsanwalt Stuttgart“, dann wird er den finden, der als erster gelistet ist.
Geldbildung: Wenn ein 50-jähriger Sie um Rat bittet, was er mit 50´000 Euro machen soll. Wie sollte er das Geld anlegen, wenn er das Geld für die Pension langfristig anlegen möchte?
Gerald Hörhan: Es gibt zwei oder drei Möglichkeiten. Immobilien kaufen, zum Beispiel drei anzahlen und dann 15 Jahre abbezahlen oder in monatlichen Ansparplänen Fonds kaufen.
Zum Beispiel aktuell Rohstoffe und Edelmetalle, da diese stark gefallen sind. Bei monatlichen Ansparplänen ergibt sich der Cost Average Effekt. Dieser macht am meisten Sinn, wenn ein Vermögenswert nicht total kaputt geht und man nicht am absoluten Hoch beginnt. Rohstoffe und Edelmetalle sind nicht am Top, der DAX ist am TOP. Der DAX kann zwar noch weiter steigen, aber die Gefahr einer Korrektur ist groß.
Geldbildung: Also in Korrekturphasen einsteigen?
Gerald Hörhan: Unbedingt monatlich einsparen, sie wissen nicht ob es weiter fällt. Sie nehmen am Preisverfall anteil und wenn es raufgeht verdienen sie Geld. Wenn sie jetzt auf einen Schlag einsteigen und dann fällt es um weitere 30%, dann sitzen sie in der Scheiße. Nicht alles auf eine Karte! Market Timing funktioniert nicht. Sie wissen nur es ist nicht an der Spitze, aber nicht ob es noch weiter runter geht.
Gelbildung: Alles was sie jetzt an Wissen, als Autor, Speaker, Unternehmer und Investor aufgebaut haben, was würden sie anders machen, wenn sie jetzt wieder am Anfang stehen würden?
Gerald Hörhan: Das sind zwei Dinge. Ich habe zu spät die Möglichkeiten der New Economy erkannt. Ich habe sie zwar genutzt, aber hätte sie noch besser nutzen können. Noch mehr Geschäft online aufbauen, Facebook früher aktiv und nicht nur passiv nutzen.
Das zweite ist: Firmen skalierbar und größer machen, das hätte ich früher lernen können.
Geldbildung: Angenommen, Sie würden jetzt alles materielle was Sie besitzen nicht mehr haben, aber Sie hätten immer noch Ihr Know-how, was Sie jetzt haben und 1´000 Euro zur Verfügung, was würden Sie machen?
Gerald Hörhan: Mit 1´000 Euro alleine tun sie sich schwer. 50´000 Euro oder 100´000 Euro brauchen sie! Sie brauchen zumindest eine kleine zentrale Wohnung, einen Assistenten, ein Auto, Essen, die Basics brauchen sie. Das was sie gelernt haben, können sie wieder umsetzen. Investmentbanking, als Immobilienmakler tätig sein oder Vorträge halten. Alles Know-how könnten sie also wieder zu Geld machen und es dann weiter vermehren. 1´000 Euro ist jedoch einfach zu wenig, sie brauchen eine Basis. Die Putzfrau müssen sie sich leisten können und selbst eine zentrale 1-Zimmer-Wohnung kostet halt 600 Euro oder 700 Euro.
Geldbildung: Was wäre der Granaten Tipp für Menschen meiner Generation?
Gerald Hörhan: Es gibt keinen Granaten Tipp. Das wesentlichste ist: Die New Economy wird in den nächsten 5 Jahren in allen Branchen Veränderungen hinterlassen. Wer sich jetzt richtig positioniert, wird zu den Gewinnern gehören.Wer nicht, wird zu den Verlieren gehören. Ein Beispiel: Wenn sie heute Bankdirektor sind gibt es zwei Möglichkeiten. Sie sitzen weiter in der Bank und warten, dass Kunden zu Ihnen kommen oder sie schreiben einen Blog zu Themen wie: „Was brauche ich, um einen Kredit zu bekommen“, „Welche Arten von Krediten gibt es eigentlich“, und eröffnen ein Linkedin und Instagram Profil. Wenn sie es gut machen, dann haben sie irgendwann viele Follower und wenn sie 5´000 oder 10´000 Fans haben und die Leute sie kennen, dann werden sie als Experte gelten und einen entsprechenden Marktwert haben.
Geldbildung: Haben Sie unternehmerische Vorbilder?
Gerald Hörhan: Steve Schwarzman von der Blackstone Group, Warren Buffett, die Leute die Facebook oder Twitter gegründet haben sind faszinierend und einige der Top Venture Capital Investoren wie Kleiner Perkins.
Geldbildung: Was halten sie von Robert Kiyosaki?
Gerald Hörhan: Ich habe einige seiner Kurse besucht und habe ihn auch persönlich getroffen. Er hat eine sehr kreative Story mit Rich Dad, Poor Dad. Das merkt man sich.
Das Programm ist jedoch stark auf den amerikanischen Markt zugeschnitten. „Releverage your home“ oder „max out your credit card“ funktionieren in Europa nicht. Da kommt maximal der Konsumentenschutz. Für eine Basisausbildung ist er trotzdem gut und ich habe auch viel von ihm gelernt.
Geldbildung: Haben Sie ein Lieblingszitat?
Gerald Hörhan: Work very hard, make lots of money, have fun with it and stay honest.
Geldbildung: Was sind die großen Projekte, die bei Ihnen nächstes Jahr anstehen?
Gerald Hörhan: Die Investmentpunk Akademie! Der Ausbildungsmarkt, die Schulen und Universitäten sind vor 30 Jahren stehen geblieben. Manche sogar vor 50 Jahren! Das System ist derart bürokratisch und archaisch. Es bereitet nicht mehr ausreichend auf den Arbeitsmarkt vor, vielleicht mit Ausnahmen von elitären Privatschulen, die sich nur noch reiche Leute leisten können.
Jetzt in Hamburg gab es beispielsweise eine Entscheidung, dass man W-LAN an Schulen verbietet, das habe ich gerade auf Facebook gepostet. Man sieht, was die Schulbürokraten denken.
Mein Ziel ist es leistbare wirtschaftliche Ausbildung den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Ohne Kohle ist die eigene Gesundheit, die Pflege, die Ausbildung der Kinder, die Pflege der Eltern und der eigene Ruhestand in Gefahr. Mittelfristig kann die Investmentpunk Academy im Wirtschaftsbereich eine eigene Universität oder Fachhochschule sein. Das ist ein Projekt, das auf Jahre angelegt ist. Neben der wirtschaftlichen Komponente, hat es auch eine missionarische Komponente. Online erreichen sie mehr Leute und können es den Leuten leichter beibringen. Es ist leichter online zu lernen, als in einem überfüllten Hörsaal mit 1´000 Leuten, wo sie den Professor nicht sehen und hören, sie keinen Platz haben und es stinkt weil so viele Leute drin sind.
Geldbildung: Wie war Ihr Eindruck von der Universität St. Gallen?
Gerald Hörhan: Das ist eine sehr gute Uni, die Gebäude sind trocken schweizerisch und die Studenten sind sehr gut. Ich werde auch wieder nach St. Gallen kommen! 200 Leute waren gestern bei meinem Vortrag und der Saal war voll, sehr unterhaltsam und hat Spaß gemacht.
Geldbildung: Besten Dank für das spannende Gespräch!
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