Es gibt bei Finanzprodukten eine einfache Regel. Kombinierte Produkte sind meistens nicht attraktiv. Diese Produkte sind eigentlich immer zu komplex, zu intransparent und schlussendlich zu teuer.
Kombinierte Produkte sind Produkte, die z.B. Vermögensbildung und einen Versicherungsaspekt zusammenführen.
Kapitalbildende Lebensversicherungen bzw. Kapitallebensversicherungen sind ein Kombinationsprodukt. Um dieses Produkt geht es in diesem Beitrag. Es geht vor allem um den Neuabschluss dieses Produktes.
Was steckt hinter einer kapitalbildenden Lebensversicherung?
Eine kapitalbildende Lebensversicherung hat das Ziel zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Es geht um:
- Vermögensaufbau und um die
- Absicherung Deiner Familie für den eigenen Todesfall.
Beide Ziele sind sehr wichtige Ziele. Ohne Zweifel. Der Grundgedanke ist also gut.
Als Sahnehäubchen gibt es noch eine Steuerbegünstigung der Erträge. Die Hälfte der Erträge musst Du nicht versteuern, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- Der Vertrag muss mindestens 12 Jahre laufen und
- die Auszahlung erfolgt frühestens, wenn Du das 62. Lebensjahr vollendet hast.
Das Produkt lässt sich damit sehr gut verkaufen. Steuervorteile ziehen immer besonders gut. 🙂 Der Staat fördert also diese Form der Anlage in nicht unerheblichem Ausmaß. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da Versicherungen den Staat in nicht unerheblichem Ausmaß finanzieren.
Dies erfolgt über den Kauf von Staatsanleihen mit den Beiträgen der Versicherten.
Wenn ich Dich frage, ob Du Vermögensaufbau betreiben möchtest, dann wirst Du wohl fast immer mit „Ja, ich will“ antworten.
Wenn ich Dich frage, ob Du eine Absicherung Deiner Familie für den Todesfall anstrebst, dann wirst Du wohl auch immer mit „Ja, ich will diesen Schutz“ antworten.
Das bedeutet aber nicht, dass das Produkt das Richtige ist.
Es lässt sich einfach verdammt leicht verkaufen. Leider.
Wie ist die Modalität einer Kapitallebensversicherung?
Um eine Kapitallebensversicherung abzuschließen musst Du in der Regel folgende Daten angeben:
- Den Beitrag, den Du bezahlen kannst oder Du gibst die Versicherungssumme an und schließt auf den Beitrag zurück.
- Die Zahlweise (monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich).
- Dein Geburtsdatum.
- Das gewünschte Vertragsende.
- Den Vertragsbeginn.
Du bezahlst dann den gewünschten Beitrag in der von Dir gewünschten Zahlweise. Wenn wir uns erinnern, dann gibt es ja zwei Ziele, die diese Form des Vertrages anstrebt:
- Vermögensaufbau und die
- Absicherung Deiner Familie für den eigenen Todesfall.
Ein Teil des Beitrages fließt daher in den Vermögensaufbau und ein anderer Teil fließt in die Versicherungskomponente (= Risikolebensversicherung).
Bei Lebensversicherungen gibt es einen Garantiezins. Dieser beträgt aktuell 1,25%. Das ist im Prinzip ein gesetzlich definierter Zins, der sich an dem aktuellen Zinsniveau orientiert.
Dieser Zins wird durch das Bundesfinanzministerium festgelegt. Der Zins gilt aber nicht auf Deinen gesamten Beitrag.
Es werden folgende Dinge abgezogen:
- Abschlussprovision (umgelegt) sowie die sonstigen Kosten für Vertrieb und Verwaltung.
- Prämie für den Todesfallschutz.
Der Zins ist für die gesamte Laufzeit garantiert. Unter Berücksichtigung dieses Zinssatzes ergibt sich dann eine garantierte Auszahlungssumme.
Ein zweiter Wert ist die prognostizierte Auszahlungssumme. Diese Summe ist alles andere als garantiert. Hier berücksichtigt die Versicherungsgesellschaft Leistungen aus der Überschussbeteiligung.
Dieser Wert kann schwanken. Vielen Versicherten ist nicht bewusst, dass diese Summe eben nicht garantiert ist.
Warum ist eine kapitalbildende Lebensversicherung Kapitalvernichtung?
Von 1,25% Garantiezins verbleiben im Durchschnitt nur 0,42%. Real wirst Du dadurch garantiert Geld verlieren. Mit langfristigem Vermögensaufbau hat das nicht viel zu tun.
Du hast mit einer Kapitallebensversicherung nominale Ansprüche gegenüber einer Versicherung. Es sind Papierwerte. Was werden 10.000 Euro in 10 Jahren wert sein? Keine Ahnung.
Eine Versicherung ist ferner an strenge Regularien gebunden in Bezug auf die Investition des Geldes. Versicherungen finanzieren Staaten. In nicht unerheblichem Umfang. Darüber sprachen wir bereits.
Ich würde immer versuchen möglichst viele „Mittelmänner“ auszuschalten. Mittelmänner sind Strukturen in Form von Firmen und Versicherungen, die zwischen Dir und der Zielinvestition stehen.
Bei einer Kapitallebensversicherung zahlst Du in einen Topf ein. Dieser Topf wird von einer Versicherung verwaltet und dann investiert. Alle Strukturen, die für dieses Verwalten notwendig sind, die musst Du bezahlen. Auch alle Garantien.
Niemand weiß, wie sich unsere Währung und deren Kaufkraft à la longue entwickeln wird. Mit dem aktuellen Garantiezins wirst Du – wie besprochen – auf jedenfall Geld in den Sand setzen.
Ich halte es für gefährlich, wenn Du Dich auf Ansprüche dieser Art verlässt. Eine Enttäuschung ist vorprogrammiert, wahrscheinlich sogar garantiert.
Gerade eben habe ich mir nochmal die Angebote einiger Versicherungen durchgesehen und die Produktvorteile lesen sich – ohne Geldbildung – nicht schlecht.
„Versicherungsschutz im Erlebens- wie auch im Todesfall“.
„Sofortiger Versicherungsschutz“.
„Jährliche Wertmitteilung“.
Mit Geldbildung erscheinen die „Vorteile“ geradezu lächerlich.
Was sind Alternativen zu einer Kapitallebensversicherung?
Kaufe keine kombinierten Produkte. Das ist meine Kernbotschaft, die Du auf alle anderen Produkte übertragen kannst.
Nehme Deinen Vermögensaufbau selbst in die Hand.
Hier gibt es viele Möglichkeiten.
Je nach Risikofreude kannst Du einen gewissen Teil Deines Vermögens in Aktien investieren. Den Aktienanteil kannst Du langsam über einen langen Zeitraum aufbauen. Über ETF-Sparpläne. Oder auch über Einzelwerte. Hier gibt es viele Möglichkeiten.
Du kannst physisches Gold kaufen. Oder Silber. Du kannst einen gewissen Anteil auf einem Tagesgeldkonto stehen lassen. Selbst wenn Du das Geld nur auf einem Tagesgeldkonto lässt, dann halte ich das für deutlich sinnvoller, als eine Kapitallebensversicherung zum Zwecke des Vermögensaufbaus abzuschließen.
Das ist der eine Teil des Produktes.
Kommen wir zum zweiten Teil.
Der Risikolebensversicherung.
Zur Abdeckung eines Kredites oder auch zur allgemeinen Absicherung Deiner Familie. Vergleiche Versicherungen* und schließe eine Risiko-LV (wenn Du diese benötigst bzw. für sinnvoll hältst) separat und einzeln ab. Das ist ganz wichtig.
Eine Risiko-LV ist in der Regel relativ günstig (hängt natürlich von Deinem Alter und der Versicherungssumme ab), weil die Eintrittswahrscheinlichkeit (= der eigene Todesfall) sehr gering ist.
Fazit
Ich kann Dir vor dem Neuabschluss einer Kapitallebensversicherung nur abraten.
In diesem Video spreche ich nochmal über die 6 wesentlichen Gründe, die gegen den Abschluß einer Kapitallebensversicherung sprechen:
Bei bestehenden Verträgen musst Du genau prüfen, was die beste Vorgehensweise ist. Teilweise können ältere Verträge attraktiv sein. Früher war der Garantiezins einfach wesentlich höher. Das ist jedoch in jedem Einzelfall genau zu prüfen und nicht pauschal beurteilbar.
Betrachte Vermögensbildung und alle weiteren Risiken immer separat. Es ist dabei übrigends egal, ob es um das extremste Risiko (= den eigenen Todesfall) geht oder um eine Berufsunfähigkeit.
Kombinierte Produkte sind eigentlich immer zu teuer und intransparent.
Wenn Du Fragen oder Anmerkungen hast, dann freue ich mich über Deinen Kommentar.
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