Der Titel ist die Selbstbeschreibung eines Finanzmathematikers, der Bücher wie „Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse„, “ Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen“ oder “ Narren des Zufalls: Die unterschätzte Rolle des Zufalls in unserem Leben“ geschrieben hat. Es handelt sich um Nassim Nicholas Taleb. Ich habe alle Bücher von ihm gelesen und finde diese grandios, aber zugegebenerweise nicht immer sehr einfach zu lesen.
Das Buch Der Schwarze Schwan wurde von der Sunday Times unter die zwölf einflussreichsten Bücher seit dem Zweiten Weltkrieg gewählt. Von ihm kann man lernen, dass alles mit allem zusammen hängt. Philosophie und Wirtschaft, Mathematik und Alltagsbeobachtungen, der Internationale Währungsfonds (IWF) und der Stoiker Seneca. Über Taleb bin ich auf den Stoiker Seneca gekommen, der jetzt mein absoluter Lieblingsphilosoph geworden ist.
Zentral ist seine Aussage in Bezug auf Schwarze Schwäne. Das sind Ereignisse, die schwer vorhersehbar, für die es nur unzureichende Erklärungen gibt, die aber enorme Auswirkung auf Gesellschaften und Ökonomien haben. Schwarze Schwäne nach Taleb waren beispielsweise die Lehmann-Pleite oder auch die Erfindung des Internets. Schwarze Schwäne, die nicht vorhersehbar sind, dominieren alle zukünftigen ökonomischen Entwicklungen, so der Ex-Trader Taleb. Wer hätte vor 20 Jahren vorhersehen können wie wir heute Leben oder welche Auswirkungen das Internet auf unser Zusammenleben hat? Vermutlich niemand. Das fatale: Wir Menschen neigen dazu im nachhinein Entwicklungen als plausibel und vorhersehbar zu reflektieren. Vor dem Ereignis war das Ereignis selbst aber eben nicht vorhersehbar und deren Eintritt alles andere als plausibel.
Bill Gates im Jahr 1981: “640 KB [Arbeitsspeicher in Kilobyte] sollten genug für jedermann sein.” Die gesamte Entwicklung der Technik ist letztlich ein Schwarzer Schwan. Bei der Entdeckung kann sich keiner vorstellen oder seriös prognostizieren wie die Entwicklung von statten gehen wird.
Wie kann man sich auf Schwarze Schwäne vorbereiten?
Der Grundgedanke ist einfach. Wenn Schwarze Schwäne auftauchen, dann können diese auf drei verschiedene Zustände treffen. Das gilt für alle Lebensbereiche, d.h. beschränkt sich definitiv nicht nur auf die eigene Geldanlage:
- auf eine eher robuste Umgebung, die die Erschütterungen aushält und sich nicht verändert
- auf eine fragile Umgebung, die einstürzt, wie weite Teile des Finanzmarkts es durch die Finanzkrise getan haben
- oder auf einen Zustand, für den Taleb das Wort „antifragil“ neu eingeführt hat: Antifragil ist, was durch einen Schock zwar erschüttert wird, sich daraufhin aber verändert und verbessert.
Warum die meisten Privatanleger ihr Vermögen fragil anlegt haben
Fragil im Sinne von Taleb bedeutet, dass man bei Auftreten eines Schwarzen Schwans auf keinen Fall profitieren kann, sondern hart getroffen wird. Ich glaube, dass viele Privatanleger extrem fragil anlegen und daher bei Schwarzen Schwänen die Gefahr da ist, dass viel verloren wird.
Wenn Du beispielsweise Dein gesamtes Vermögen in eine einzige Immobilie auf dem Land investiert hast, dann gibt es kaum eine Situation, bei der Du bei einem großen Umbruch mit dieser Anlage antifragil bist, d.h. von der Entwicklung profitieren könntest. Im besten Fall klappt mit der Abzahlung des Kredits alles und im schlechtesten Fall bist Du komplett ruiniert. Durch Arbeitslosigkeit, durch hohe Kosten für Renovierungen oder durch den demographische Wandel und damit verbundene fallende Immobilienpreise. Das ist eine extrem fragile Situation.
Das gleiche gilt für Produkte wie Riester-Rente & Co. Wer möchte heute sein Geld in langfristige Versicherungsprodukte anlegen? Wer weiß, ob es den Euro in 30 Jahren noch gibt? Wer weiß, ob wir nicht irgendwann wieder eine Hyperinflation bekommen? Auf Basis der Theorie des Schwarzen Schwans können solche Ereignisse auf keinenfall ausgeschloßen werden und die Vergangenheit lehrt uns ja auch: Alles ist möglich und sogar noch mehr. Im besten Fall läuft mit der Rentenversicherung alles wie geplant und Du bekommst in 30 Jahren den Betrag, den Du Dir heute vorstellst und hast damit auch real noch etwas in der Tasche. Im schlechtesten Fall gibt es den Euro nicht mehr oder die Ansprüche aus der Versicherung sind wertlos geworden.
Wie Du antifragil anlegen kannst
Ich glaube antifragil kann man anlegen, in dem man einen kleinen Teil des eigenen Vermögens „sehr riskant“ anlegt. Im schlechtesten Fall verliert man den Einsatz, im besten Fall gewinnt man sehr viel und profitiert von einem Schwarzen Schwan. Noch wichtiger ist es, wenn die größten Investitionen nicht fragil investiert werden, d.h. nicht alles auf ein Haus auf dem Land setzen, sondern lieber noch zur Miete wohnen und regelmäßig Indexprodukte besparen.
Zum Abschluss noch ein Auszug aus einem Interview mit Taleb:
Taleb: Wollen Sie noch einen letzten Ratschlag in Erkenntnistheorie?
Journalist: Okay.
Taleb: Ob jemand ein Arschloch ist oder nicht, weiß man erst, wenn er reich wird.
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