„Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Das ist ein Zitat von Albert Einstein und es ist die Kernaussage dieses Artikels.
Zinsen sind der Preis unseres Geldes. Wenn der Preis für Geld, der Zins, also dauerhaft in der Nähe von Null ist, dann ist Geld nicht viel wert.
Das unser Geld nicht viel wert ist, das merken wir auf der Einlagenseite. Bei Tages- und Festgeldkonten. Auf dem Sparbuch. Überall. Es gibt nur sehr wenig Zinsen, wenn wir Geld anlegen. Die Banken wollen unser Geld gar nicht. Sie haben genügend günstiges Geld. Sie können sich alternativ günstiger refinanzieren, als über Kundeneinlagen.
Die andere Seite ist die Kreditseite. Hier kehren wir als Kunden den Spieß um. Hier profitieren wir von geringen Zinsen. Kredite sind sehr günstig geworden. Dies trifft vor allem auf Immobilienkredite zu. Konsumkredite sind immer teurer, da diese Kredite nicht abgesichert sind und Banken aus diesem Grund einen höheren Risikoaufschlag fordern.
Schauen wir uns die konkreten Auswirkungen auf der Einlagen– und auf der Kreditseite an.
Die Gefahr niedriger Zinsen auf der Einlagenseite
Niedrige Zinsen erhöhen:
- die Risikofreude, da Anleger nach alternativen Anlagemöglichkeiten suchen.
- den Konsum, da Sparen scheinbar keinen Sinn mehr macht.
Gerade der erste Punkt ist gefährlich. Bleiben die Zinsen sehr lange auf niedrigem Niveau, dann sind alle Anleger auf der Suche nach vermeintlich gewinnträchtigen Anlagemöglichkeiten. Es investieren dann Anleger in Anlageklassen, die nicht zu ihnen passen. Bis der große Knall kommt. Und die Anlageklasse ihr wahres Gesicht zeigt. Mittlerweile wollen sogar Bausparkassen ihr Geld in Aktien anlegen. Das lasse ich mal so stehen…..
Niedrige Zinsen rufen auch Anbieter „innovativer“ Anlagen auf den Plan. Bleiben die Zinsen lange niedrig, dann verspüren viele Kunden einen gewissen Handlungsdruck und den können Anbieter ausnutzen.
„Ach, das wird schon gut gehen“. In vielen Fällen wird es das jedoch leider nicht.
Als Kunde solltest Du Dir auch in Zeiten geringer Zinsen immer die Frage stellen, warum ein Anbieter Dir x% mehr Zinsen bezahlen soll, obwohl er sich das Geld doch eigentlich von anderer Quelle günstiger besorgen könnte.
Bleiben die Zinsen lange niedrig, dann wird ferner der Anreiz zum Sparen reduziert.
Warum überhaupt Geld zur Seite legen?
Es gibt doch keine Zinsen! Ebenfalls gefährlich, da privater Vermögensaufbau extrem wichtig ist. Der Sozialstaat wird sich die nächsten Jahrzehnte immer weiter zurückziehen. Der Einzelne wird immer mehr gefordert sein. Ferner gibt Dir privater Vermögensaufbau die Freiheit Dein Leben ein Stück weit nach Deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Je mehr Geldbildung Du hast, desto unabhängiger bist Du. Wenn Unabhängigkeit ein Ziel von Dir ist, dann sollten diesem Ziel niedrige Zinsen nicht im Weg stehen.
Die Gefahr niedriger Zinsen auf der Kreditseite
Niedrige Zinsen begünstigen:
- die Aufnahme von Kredit jeglicher Art (Investment– und Konsumschulden) durch einen breiteren Personenkreis.
Bleiben die Zinsen dauerhauft niedrig, dann überlegen immer mehr Menschen sich eine Immobilie zu kaufen.
„Die Zinsen sind doch gerade so niedrig“.
Ob es sich dabei um ein sinnvolles Vorhaben handelt, das ist stets von Fall zu Fall zu entscheiden.
Zinsen sind aber nur eine Komponente der gesamten Rechnung. Passt die Immobilie nicht, dann helfen auch geringe Zinsen nichts. Meiner Erfahrung nach rücken bei dauerhaft geringen Zinsen eben diese zu stark ins Zentrum des Entscheidungsprozesses. Es besteht dann die Gefahr, dass vorschnell Kaufentscheidungen getroffen werden, ohne eine wirklich saubere Due Dilligence der Immobilie durchgeführt zu haben.
Geringe Zinsen ermöglichen ferner Menschen eine Immobilienfinanzierung, die sich bei höheren Zinsen eben diese nicht mehr leisten könnten. Das ist besonders gefährlich. Es besteht die Gefahr, dass nach der Zinsbindung die Zinsen höher sind und die Finanzierung dann sehr eng wird. Auch wenn die Zinsen deutlich höher sind, solltest Du Dir die Finanzierung zu jedem Zeitpunkt entspannt leisten können. Ansonsten fährst Du das Modell Griechenland.
Nach dem Euro-Beitritt sind für Griechenland die Renditen für Staatsanleihen stark gesunken. Statt sich über den geringeren Zinsaufwand im Haushalt zu freuen, hat der Staat mehr Schulden gemacht. Für eine gewisse Zeit war das kein Problem. Der absolute Zinsaufwand blieb ja – trotz höherer absoluter Schulden – gleich. Als Investoren dann das Risiko der Staatsanleihen neu prüften, forderten sie eine höhere Rendite. Im Ergebnis war der Staat nicht mehr in der Lage sich unabhängig am Kapitalmarkt zu finanzieren. Der Rest ist Geschichte.
Fazit
Lass Dich nicht vorschnell von niedrigen Zinsen verführen. Niedrige Zinsen sollten Dein Risikoprofil nicht über Nacht über den Haufen werfen. Dividenden sind nicht die neuen Zinsen. Die Gefahr einer herben Enttäuschung ist sonst nämlich sehr groß. Wenn Du bisher nur Bankanlagen getätigt hast, dann ist es sehr gefährlich, wenn Du wegen geringen Zinsen plötzlich eine hohe Aktienquote fährst.
Das gleiche gilt für die Kreditseite. Keine vorschnellen Finanzierungen alleinig auf Basis eines geringen Zinses. Wichtig ist immer die Frage, was mit dem Kredit finanziert werden soll. Konsumschulden sind ein No-Go. Bei einer Immobilie (selbstgenutzt oder vermietet) muss die gesamte Konstellation passen. Diese Form der Anlage ist illiquide und sollte mit großer Sorgfalt ausgewählt werden.
Lass Dich nicht in etwas reintreiben, das Du vielleicht später bereust. Von niemandem.
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