Den Euro für 60 Cent kaufen, so titelte die Süddeutsche Zeitung im Mai 2010. Dieser Satz verdeutlicht die Grundüberlegung eines jeden Value Investors. Zu diesem spannenden Thema konnte Geldbildung Max Schmid als Interview Partner gewinnen. Max Schmid ist Value Investor aus Leidenschaft, seit 10 Jahren als Privatanleger am Kapitalmarkt tätig und sagt: „Im Einkauf liegt der Gewinn„.
Geldbildung: Hallo Max, schön, dass du dir die Zeit nimmst für ein Interview. Herzlich Willkommen bei Geldbildung!
Max Schmid: Hallo, ich freue mich sehr darüber heute hier zu sein.
Geldbildung: Erzähl doch mal etwas über dich, was sind so die Stationen auf deinem Weg, die dich am meisten geprägt haben?
Max Schmid: Vor ca. 10 Jahren begann ich mich für Aktien und die Thematik Kapitalmarkt zu interessieren. Alles begann in der Wertpapierabteilung einer Großbank. Dort eignete ich mir einen „gewissen“ Grundstock an Wissen an. Eine weitere fast nicht nennenswerte Station war im Corporate & Investment Banking derselben Bank. Warum nicht nennenswert? In Excel Dateien von A nach B schieben war ich noch nie der Meister, das passt einfach nicht zu mir. Zurück zur nächsten, für mich bedeutendsten Station im Bereich Fondsresearch und –analyse. Während dieser Zeit durfte ich einen Value-Fondsmanager kennenlernen, der meine bisherige Einstellung und Investmentphilosophie grundlegend geändert hat. Seither – obwohl ich dort nicht mehr arbeite – stehe ich mit ihm in Kontakt. Er brachte mich unter anderen auf Value Ikonen wie Ben Graham, Warren Buffett, Li Ka-shing, Bruce Berkowitz und Prem Watsa. Kurz gesagt: Ich bin ein riesen Fan dieser erstklassigen und vor allem integren Firmenlenkern und Investmentgenies.
Wer in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht vergessen werden darf, ist der größte Börsenspieler des letzten Jahrhunderts, André Kostolany. Der Value-Fondsmanager durfte Kostolany kennenlernen und konnte über mehrere Jahre hinweg bei der Fiduka von seinen Erfahrungen profitieren. Das gleiche gilt für mich, zwar konnte ich nicht so intensiv von dem Fondsmanager profitieren, wie er von Kosto, aber den einen oder anderen Punkt habe ich mitgenommen.
Geldbildung: Was war die beste Anlage, die du jemals getätigt hast?
Max Schmid: Vor einiger Zeit habe ich Nestlé noch zu einem vernünftigen Preis bekommen und gebe sie nie mehr her! Getreu Buffetts Motto: Suche ein großartiges Unternehmen mit großartigem Management, kaufe Anteile zu einem vernünftigen Preis und halte diese ein Leben lang.
Geldbildung: Was war die schlechteste Anlage, die du jemals getätigt hast?
Max Schmid: Da gibt es zwei. Meine erste Aktie (noch vor meiner Ausbildung) war ein Pennystock. Eine Ölfirma, die vermutlich nur auf dem Papier existierte. In 2005 kaufte ich 28.500 Stück zu ich glaube 0,07 € – kurze Zeit später – Totalverlust. Ich kann jedem Leser von Geldbildung nur von dieser Art von Aktie abraten, das ist reines Zocken und hat mit Geldanlage nicht das Geringste zu tun. Beim zweiten Totalverlust und hoffentlich letzten in meiner Zeit als Vollblutinvestor, kaufte ich die Conergy AG. Einst ein vielversprechendes Solarunternehmen. Den Rest der Geschichte kennt man aus den Medien. Dank diesem Lehrgeld weiß ich jetzt, was es beim Investieren heißt, auf einen Modetrend zu setzen. Seither sind mir Geschäftsmodelle, die seit Jahrzehnten funktionieren und konstant wachsen am liebsten.
Geldbildung: Ich weiß, dass du ein großer Fan des Value Ansatzes bist, kannst du meinen Lesern diesen erklären?
Max Schmid: Bevor ich Value Investing erkläre, möchte ich dir gerne eine Frage stellen. Wenn du etwas einkaufen gehst, kaufst du doch auch gerne etwas das sagen wir mal 50 % oder sogar 70 % reduziert ist oder? Ja? Dann bist auch du ein Value Investor!
Übertragen auf die Börse heißt das: Ein Value Investor sucht und kauft Unternehmen deren Börsenbewertung weit unter ihrem tatsächlichen Wert, auch fairen Wert genannt, liegt. Um den fairen Wert eines Unternehmens zu ermitteln, kann auf die Fundamentalanalyse der Begründer des Value Investing Ansatzes, Benjamin Graham und David L. Dodd, zurückgegriffen werden. Wer Interesse hat, dem empfehle ich hierzu die „Bibel“ der Value Investoren „Intelligent Investieren“ zu lesen. Die Erstauflage dieses genialen Werks erschien bereits 1934 unter dem Titel „Security Analysis“.
Eine weitere 1 A Lektüre zu diesem Thema ist Buffetts Essay „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“. Hier beschreibt das Investmentgenie Value Investing kurz und einfach: „Kaufe 1$ für 40 Cents“!
Geldbildung: Wer sind aus deiner Sicht die größten Value Investoren aller Zeiten?
Max Schmid: Wie bereits angesprochen der bereits verstorbene Begründer dieser Theorie Benjamin Graham, sein Schüler Warren Buffett, sowie der nahezu gleichaltrige „Warren Buffett Asiens“ Li Ka-shing. Warum? Beide steigerten über Jahre hinweg den Buchwert ihrer Gesellschaften um mehr als 20 bzw. 15 %, was deren Können unter Beweis stellt! Value Investing funktioniert! Weitere klasse Value Investoren sind Bruce Berkowitz und Prem Watsa.
Geldbildung: Wie geht ein Value Investor üblicherweise vor?
Max Schmid: *Schmunzelt* Im Einkauf liegt der Gewinn! Ein Value Investor kauft gerne billig ein. Das heißt: Der Value Investor sucht und kauft Unternehmen, die einen ordentlichen Abschlag an der Börse im Vergleich zum tatsächlichen Wert aufweisen. Diese Differenz war Benjamin Grahams Sicherheitsabstand, also sein Risikomanagement. Er nannte dies „Margin of Safety“. Anschließend wartet der Value Investor bis der Rest der Anleger die Unterbewertung bemerkt. Durch die Käufe des Konsens nähert sich der Aktienkurs seinem fairen Wert.
Sobald die Aktien keine Unterbewertung mehr aufweisen, werden sie veräußert. Was es jedoch in diesem Zusammenhang zu beachten gilt, wenn sich die ursprüngliche Unternehmensbewertung, sprich der faire Wert verändert hat, aus welchen Gründen auch immer, muss die Strategie angepasst werden. Jetzt wird es glaube ich klarer für den Leser warum die Margin of Safety so wichtig für einen Value Investoren ist. Irren kann sich jeder!
Geldbildung: Wie siehst du die Unterscheidung aktives vs. passives Investieren und welchen Investitionsansatz präferierst du?
Max Schmid: Für mich ist ganz klar der aktive Ansatz der bessere, da dieser eine Outperformance ermöglicht. Jedoch nur wenn dieser mit hoher Qualität und/oder Value Investing Eigenschaften praktiziert wird. Achtung liebe Leser, es gibt auch sehr viele schlecht gemanagte Fonds!!! Hier ist es wichtig den richtigen Fonds zu identifizieren.
Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile. Jeder sollte sich entscheiden wie er investieren möchte.
Beim passiven Investieren, sprich du kaufst den Index, investierst du kostengünstig, es beansprucht wenig Zeit, du gehst weniger Risiken ein und du gehst von effizienten Märkten aus. Passt das zu dir? Dann kaufe am besten ETFs der besten Indizes (ein monatlicher Sparplan kann sinnvoll sein). Meiner Meinung nach sind dies der S&P 500, FTSE 100 sowie der Sektor Konsumgüter und Öl & Gas, also Nestlé, McDonald’s, P&G, Exxon, Shell und Co (keine Empfehlung, nur meine Meinung). Wenn du lieber Leser, dich mit Geldbildung näher auseinandergesetzt hast, weißt du schon viel über ETFs und deswegen gehe ich zum aktiven Investieren über.
Im Zuge meiner Abschlussarbeit habe ich das Thema Value Investing näher untersucht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Value Investing funktioniert! Schenkt man einer Meta-Studie von Acatis, einer Value-Fondsgesellschaft, Vertrauen, so ist zu sehen, dass Value Investing, also aktives Investieren, auf lange Sicht Sinn macht. Von ca. 1925 bis 2000 konnte eine durchschnittliche Überrendite von 7,5 % p.a. gegenüber dem MSCI World erzielt werden.
Im Gegenteil zu ETFs wird beim Value Investing versucht temporäre Marktineffizienzen zu nutzen. Da Value Investoren zwischen Wert und Preis unterscheiden, ist es ihnen möglich, eine Outperformance bei niedrigem Risiko zu erzielen. Somit können unter Beachtung der Margin of Safety die Verluste vermieden und zugleich die Chancen maximiert werden. Zusätzlich kann bei der aktiven Vermögensanlage der qualitative Aspekt bei der Unternehmensauswahl berücksichtigt werden. Somit können bereits zum Analysezeitpunkt „gute“ und substanzstarke Unternehmen bevorzugt und „schlechte“ Unternehmen aussortiert werden. Meiner Meinung ist dies der größte Vorteil beim aktiven Investieren.
Dagegen kauft man beim passiven Investieren meist einen ganzen Index, sprich auch viele Aktien, die man sonst nicht kaufen würde. Nehmen wir hierfür das Beispiel DAX-ETF. Hier werden überwiegend die Indexschwergewichte wie BASF, Bayer, SAP und Siemens gekauft. Allein diese 4 Werte machen knapp 40% des Index aus. Diese Werte sind oftmals schon „weit gelaufen“ und schon „fair“ bewertet. Ich sage nur Trendfolge! Und auf der anderen Seite sind im Index auch Werte enthalten, die ich nie einzeln kaufen würde, z.B. Commerzbank, Infineon, HeidelbergCement usw. Das heißt man investiert in Unternehmen, die man so nicht kaufen würde.
Ich bleibe meinen Qualitätsaktien und dem Value Investing treu!
Geldbildung: Warum ist aus deiner Sicht finanzielle Bildung so wichtig und wie kann man sich finanzielle Bildung aufbauen?
Max Schmid: Du bist ein super Beispiel, wie man sich finanzielle Bildung, vor allem unparteiisch, aufbauen kann. Des weiteren kann ich nur empfehlen: Lesen, lesen und nochmals lesen. Und damit meine ich nicht die Bildzeitung, sondern Fachartikel, Publikationen und Biographien der Lenker dieser Welt – denn genau diese Personen haben es geschafft!
Geldbildung: Welche drei Bücher haben deine Denkweise am stärksten beeinflusst in Bezug auf Themen rund um Kapitalanlage und Börse?
Max Schmid: Es waren vier! Intelligent Investieren, Warren Buffett – das Leben ist wie ein Schneeball, Kostolany’s Wunderland von Geld und Börse und die Zürich-Anxiome.
Geldbildung: Was ist dein Lieblingszitat?
Max Schmid: *Lacht* Da gibt es sehr sehr viele, aber das vermutlich Beste ist: „Nimm das Leben nicht so ernst, du kommst eh nicht lebend heraus!“
Geldbildung: Ich danke dir für das Interview und die spannenden Informationen!
Bücher, die Max Schmid Anlegern empfiehlt:
Intelligent Investieren: Der Bestseller über die richtige Anlagstrategie
Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball
Die Zürich Axiome: Die wahren Gesetze der Geldanlage
Kostolanys Wunderland von Geld und Börse. Wissen, was die Börse bewegt