Prof. Max Otte ist Wirtschaftsprofessor, Redner, Vermögensverwalter und Unternehmer. Durch das Buch „Der Crash kommt“ wurde er 2006 einer breiteren Öffentlichkeit auch als Crashprophet bekannt. Prof. Otte hält 50 bis 70 Vorträge pro Jahr und nimmt zwischen 300 und 400 Medienterminen pro Jahr wahr. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Herr Prof. Otte eine Reihe an Fragen für die Leser von Geldbildung beantwortet hat. Persönlich schätze ich Herr Prof. Otte insbesondere für seine Unabhängigkeit, seine klaren Worte, seine Positionierung in Bezug auf den Brüsseler Finanz-Lobbyismus und seine Haltung zum Unternehmertum.
Geldbildung: Warum trifft aus Ihrer Sicht eine schleichende Enteignung („financial repression“) überwiegend die Mittelschicht und warum wird diese aus Ihrer Sicht kleiner?
Max Otte: Das ist der Teil der Bevölkerung mit Geldvermögen (Sparanlagen, Lebensversicherungen). Die Oberschicht hat ihr Vermögen breit gestreut und die Unterschicht hat kein Vermögen. Also trifft es eben genau die Mitte.
Geldbildung: Wie beurteilen Sie die Riester Rente und warum bezeichnen Sie diese als Subventionsprogramm für die Finanzbranche?
Max Otte: Grottenschlecht gemacht. Man kann das gut als „staatlich unterstützt“ mit politischem Gütesiegel den Bürgerinnen und Bürgern verkaufen. Die Abschlussprovisionen sind extrem hoch, z.T. bis 20%. Dazu müssen viele Produkte teure Derivate einsetzen, um das Vermögen gegen Schwankungen abzusichern. Das nützt nur der Branche. Besser wären langfristige einfache Aktiensparpläne, bei denen man dann nach 15 oder 20 Jahren entnehmen kann. Natürlich schwankt das Vermögen auch, aber der Zeitraum gleicht es aus. Und die Rendite ist um ein Vielfaches höher, weil nicht so viele Gebühren an die Branche bezahlt werden müssen.
Geldbildung: Gehen wir von einem fiktiven Fallbeispiel aus: Herr Müller ist 40 Jahre alt, Ingenieur und hat 50 000 EUR, die er langfristig für die Rente anlegen will. Herr Müller hat eine mittlere Risikofreude und bisher wenig Erfahrungen mit Aktien. Was empfehlen Sie?
Max Otte: 3 gute globale Aktienfonds mit einem schrittweisen Einstieg über 3 Halbjahre, also 3 x 3 x 5000 € investieren und 5000 € in Reserve behalten.
Geldbildung: Nach der Finanzkrise in 2008 war die Politik bemüht den Anschein zu erwecken, dass die Finanzindustrie nun stärker reguliert wird. Hat sich etwas verändert?
Max Otte: Die Regulierung trifft die „Guten“ wie Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken. Die Zocker dürfen weitermachen. Die Kreditverbriefungen in den USA, die 2008 und 2009 auf nahezu Null eingebrochen waren, nähern sich wieder alten Höchstständen.
Geldbildung: Die finanzielle Bildung in Deutschland ist in der Breite als mittelmäßig bis gering zu bezeichnen. Was kann man tun, um mehr Menschen für das Thema Geld und Vermögensaufbau zu begeistern?
Max Otte: Ich versuche das seit 15 Jahren, aber wahrscheinlich müssen erst die Negativzinsen auf breiter Front kommen, bevor sich die Leute wieder ernsthaft für Kapitalanlage interessieren.
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