In vielen politischen Talkformaten wird die Börse verteufelt. Eine Anlage an der Börse sei unmoralisch. Was ist davon zu halten? Lasten wir Anleger uns eine moralische Schuld auf, wenn wir Geld an der Börse für uns arbeiten lassen?
Wir beschäftigen uns in dieser Folge mit den nachstehenden Punkten:
- Was ist die originäre Aufgabe der Börse?
- Wenn ich Aktien kaufe, in wie fern unterstütze ich die Geschäftspolitik der Firma?
- Was wäre eine unmoralische Anlage?
- Was für Schwierigkeiten habe ich als Anleger beim Thema Moralität?
Interessante Links zum Thema „Wie moralisch ist die Börse?“
Lass Dein Geld für Dich arbeiten
MP3-Download (Rechtsklick & Datei speichern):
Nr. 132: Wie moralisch ist die Börse?
Jetzt hören:
Die Lessons Learned:
- Die originäre Aufgabe der Börse ist die Kapitalbeschaffung.
- Firmen können sich über einen Börsengang Kapital beschaffen und damit langfristig in Wachstum und Innovation investieren.
- Neben der Beschaffung von Eigenkapital ist die Handelbarkeit der Anteile die zweite zentrale Aufgabe der Börse.
- Alle Anleger, die Aktien oder auch andere Wertpapiere zeichnen, können ihre Anteile über die Börse wieder verkaufen, sofern die jeweiligen Wertpapiere liquide sind.
- Dies ist ein zentraler Unterschied gegenüber Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen oder auch in Immobilien.
- Wenn Du Aktien bei einer Neuemission zeichnest, dann erhält das Unternehmen Dein Geld direkt bzw. ein Altaktionär, wenn dieser Anteile bei der Emission veräußert .
- Kaufst Du zu einem späteren Zeitpunkt Anteile einer Firma, dann sieht die Firma keinen Cent von diesem Geld.
- Das Geld fliesst direkt in die Tasche des Verkäufers.
- Beispiel: Ich verkaufe 200 Aktien der Siemens AG und Du kaufst mir diese ab. Siemens sieht davon keinen Cent.
- Die Firma profitiert dann lediglich indirekt über einer höhere Nachfrage nach der Aktie, wenn Du Aktien auf dem Zweitmarkt (= der Börse) orderst.
- Die Firma profitiert, weil die Bewertung der Aktie steigt und damit z.B. Akquisitionen leichter mit eigenen Aktien bezahlt werden können oder die Firma neue Aktien zu einem höheren Preis ausgeben kann.
- Kaufst Du also Aktien direkt oder indirekt über Investmentfonds, dann profitiert die Firma lediglich durch die gestiegene Nachfrage (die Nachfrage eines einzelnen Privatanlegers ist natürlich irrelevant, es macht die Summe aller Anleger).
- Als Anleger profitierst Du über eine Gewinnbeteiligung am Unternehmenserfolg.
- Wenn Du in ein Unternehmen investierst, dass ein Geschäftsmodell verfolgt, das vielen Menschen schadet, dann könntest Du dies als eine unmoralische Anlage ansehen.
- Beispiel: Aktien von Waffenfirmen. Dieses Geschäftsmodell ist zwar rechtlich zulässig, aber kann als moralisch zweifelhaft angesehen werden.
- Werden mehr Waffen verkauft, dann werden womöglich mehr Menschen getötet und gleichzeitig steigt der Unternehmenserfolg, wovon Du u.a. über eine etwaige Dividende profiterst.
- Per se ist eine Anlage in Aktien in keinster Weise unmoralisch, da die Anlage entweder eine direkte Finanzierung für das Unternehmen bedeutet oder alten Anlegern den Ausstieg ermöglicht.
- Die Schwierigkeit der Moralität: In großen Organisationen kann von außen ein stets ethisches und moralisches Verhalten niemals abschließend erkannt und garantiert werden. Dies zeigen alle Skandale in großen Verbänden, Organisationen oder auch Parteien. Jeden kann es treffen, da gerade Druck innerhalb von Organsiationen zu unmoralischem Verhalten einzelner Mitarbeiter führen kann. Als Anleger kannst Du nicht ausschließen, dass Du Geld in eine Firma investierst, die teilweise unmoralisch – gegenüber wem auch immer – agiert. Durch Deine Investition würdest Du dieses Modell indrekt über die Nachfrage am Aktienmarkt und durch die Vereinnahmung der Dividende unterstützten.
- Bei einer passiven Anlage in einen gesamten Index hast Du ferner das Problem, dass Du Dir die Zusammensetzung des Index nicht auswählen kannst und daher indirekt in Firmen investiert sein könntest, die ein – aus Deiner Sicht – unmoralisches Geschäftsmodell betreiben.
- Bei Indexinvestments versinkt die einzelne Aktie ferner in der Bedeutungslosigkeit und die meisten passiven Anleger schauen sich die im Index enthaltenen Aktien sowie deren Geschäftsmodell nicht im Detail an.
- Persönlich würde ich nicht direkt in Aktien von Waffenherstellern oder Tabakfirmen investieren. Genauso wenig beteilige ich mich aktiv an Spekulationen auf steigende Nahrungsmittelpreise.
- Indirekt kann dies aber schon der Fall sein. Ich kann es zumindest nicht vollständig ausschließen. Zum Beispiel über Indexinvestments und dort enthaltene Firmen, die genau dies tun oder die sich in Entwicklungsländern hochgradig unmoralisch verhalten.
- Was Du als moralisch vernünftig oder unvernünftig beurteilst, das bleibt gänzlich Dir überlassen. Meiner Meinung nach sollten Anleger den Aspekt der Moralität bei einer Anlage nicht zu hoch hängen, da der gleiche Maßstab an Moralität in anderen Lebensbereichen wohl genauso wenig real und effektiv realisierbar wäre.
- Die Behauptung, dass alle Anlagen höchsten moralischen Standards genügen könnnen, kann eine für das Gewissen befriedigende Behauptung sein.
- Bei Licht besehen hat diese Behauptung jedoch einen heuchlerischen Beigeschmack, da sich die Behauptung in der Realität nicht garantieren lässt.
- In jedem Fall gilt: Die Börse per se ist nicht unmoralisch, da sie einfach ein Finanzierungsvehikel für Unternehmen darstellt.
Mein Name ist Stefan Obersteller und ich bin der Gründer von Geldbildung®. Seit Ende 2014 betreibe ich diese Plattform – neben meiner eigenen Geldbildung® – in Vollzeit und helfe Anlegern durch die Vermittlung unabhängiger Geldbildung® mehr aus ihrem Geld zu machen.
Ich bin zwar Bankkaufmann und Ökonom mit Abschluß der Schweizer Universität St. Gallen, aber ich arbeite bei keiner Bank, bei keiner Vermögensverwaltung, bei keiner Fondsgesellschaft und auch bei keiner Versicherung. Ich vermittle ausschließlich Geldbildung®. Aus Überzeugung. Du kannst Dich damit auf die Unabhängigkeit und die Fundiertheit der Informationen verlassen.
Jeden Sonntag gebe ich über meinen Newsletter wertvolle Tipps und Impulse rund um das Thema der persönlichen Finanzen. Schließe Dich mehreren tausend cleveren Geldbildern an und klicke auf „Gratis Newsletter“ und trage Dich mit Deiner E-Mail Adresse ein. Nach einer kurzen Bestätigung sende ich Dir ein Börseneinführungsvideo. Als Geschenk. Dein Depot wird es Dir danken!